Gestern
Persönliche Erinnerungen...


Ja, ich kann von einer vielleicht außergewöhnlichen Flussbad Geschichte berichten! Die Geschichte empfinde ich heute so außergewöhnlich, dass um so älter ich werde sie mir immer öfter in den Sinn kommt und ich mir Gedanken darüber mache.

Voraus schicken möchte ich, dass ich danach noch meine ganze Jugend im Flussbad verbringen durfte, da auch meine elterliche Wohnung nur wenige hundert Meter vom Bad entfernt, mit Sicht vom Küchenfenster aufs Flussbad gelegen war.

Eines schönen Tages, im August 1945 war meine Mutter mit mir im Bad. Wir saßen Nachmittags auf einer Decke nahe der sieben Bogenbrücke in der Sonne. Das Plätzchen war wohl gewählt und sollte zu der erlebten Geschichte beitragen. Es kamen immer wieder Züge oben über die sieben Bogenbrücke gefahren die damals allesamt Dampfloks und für mich als vierjährigen Jungen besonders interessant anzusehen waren.

Irgend wann nachmittags kam mal wieder eine Dampflok von nördlicher Richtung auf der Würzburger Strecke und noch vor der Brücke sah ich den langsam fahrenden Güterzug mit vielen Güterwagen kommen.

Ich traute meinen Augen kaum, als ich einen Mann von einen der Güterwagen die mit Kohle beladen waren herunter auf den Bahndamm springen sah. Natürlich sagte ich dies auch gleich meiner Mutter und wir staunten nicht schlecht als der Mann Schnur gerate schräg vom Bahndamm direkt auf uns zukam.

Meine Mutter nahm meinen Vater der von der Kriegsgefangenschaft entkommen konnte im Bad in Empfang, der eigentlich nur direkt quer durchs Bad nach Hause in unsere Wohnung wollte.

Ich hatte meinen Vater hier im Flussbad das erste mal in meinen Leben gesehen und kann mich eigentlich am besten an einen unbeschreiblichen Geruch meines Vaters erinnern als ich von ihm in die Arme genommen wurde.

Mein Vater hatte nichts als seine Wehrmachtsklamotten bei sich und setze mir gleich nackig wie ich war seine Schirmmütze auf.

Irgend welche Leute neben uns haben dies alles natürlich auch mit bekommen und fotografierten mich so wie ich war. Das Bild (leider etwas gealtert) habe ich noch.

Foto: Norbert Keim Foto: Norbert Keim

Das Flussbad hat meine ganze Jugend geprägt und es verging kein Sommertag in den ich und meine Freunde nicht im Bad waren und als »Flussratzen« die Bademeister Lauterbach und Kugler, Frau Bach an der Kasse im Atem gehalten haben.

Gerne erinnere ich mich an viele andere schöne Erlebnisse z.B. auch daran das ich etwas später auch der sogenannte »Bolnruß« von unseren unvergesslichen Ertl bei seinen geliebten Derbys sein durfte. (Bolnruß ist wer verschossene Bälle zurückholt für die »groußn«). Ich kann sagen, für mich war es die schönste Jugend die ich mir auch heute noch vorstellen kann!

Wen wundert es, dass auch meine Ehefrau eine vom Flussbad geworden ist.

Mit etwas Wehmut besuche ich immer wieder die verlassenen Stätten meiner unbeschwerten Jugend, die ich mir immer wieder wünschte.

Zirndorf, den 30.10.2004

Norbert Keim

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